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1. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 195

1861 - Stuttgart : Hallberger
195 man in derselben Richtung heftiges Hundegebell und darauf einen Schuß, dem sogleich ein lautes Geschrei folgte. Ein Korporal mit Mannschaft eilte unverzüglich dahin. Bald kamen sie auf dem Hü- gel an, wo der Posten ausgestellt war, aber er war nirgends zu sehen. „Ich sehe etwas Weißes," rief der Korporal, „das ist ein Beduine!" Sogleich feuerte er sein Gewehr darauf ab, und ein Araber wälzte sich, von der Kugel getroffen, am Boden. Man suchte Bachard und fand bald seinen Leichnam ohne Kopf am Ab- hange des Hügels liegen. Während die Soldaten diesen voll Ent- setzen betrachteten, erregte ein furchtbares Bellen am Fuße des Hü- gels ihre Aufmerksamkeit. Sie sahen Azor, den Hund Bachards, der sich wüthend auf ciuen Araber stürzte, der ihrer Aufmerksamkeit entgangen war. Der Araber wehrte sich mit seinem Schwerte gegen den Hmh und hatte ihm bereits mehrere Wunden beigebracht; allein dieser schien sich wenig um Schmerz und Tod zu bekümnlern und erneute muthig seine Angriffe. Mit einem verzweifelten Satz packte er den Araber an der Kehle und warf ihn zu Boden. Jetzt mischte sich das Schmerzensgeschrei des Mannes mit dem wüthenden Heulen des Hundes. Man sah Beide übereinander rollen; bald war der Araber wieder oben und zerfleischte mit seiner Waffe seinen Gegner; bald war der Hund Sieger und sein Stöhnen ward unterbrochen, indem er sich-bemühte, das Gesicht und die Kehle des Beduinen zu zerreißen. Die Soldaten wollten dem Kampf ein Ende machen und den Araber todten; schon waren die Hähne gespannt, und.sie schlu- gen auf die hartnäckig Kämpfenden an, als der Korporal ausrief: „Halt, es ist Azor, ihr könntet ihn todten; mit dem Bajonette, Ka- meraden, .und Tod dem Beduinen!" Trotz ihrem schnellen Laufe fandett sie, als sie hinkamen, den Araber ausgestreckt und ohne Leben. Azor, obgleich furchtbar verwundet, zerrte beständig an einem Zipfel des sorgfältig zusammengeknüpften Burnus des Arabers; er zerriß ihn endlich, und der Kops Bachards, seines Herrn, rollte daraus hervor. Azor, vom Blutverlust erschöpft, sank an der Seite seines über- wundenen Gegners nieder. Ein junger Militärarzt, der sich bei der Mannschaft befand, untersuchte seine Wunden; er fand sie nicht tödt- lich,' aber die Pfote, die ganz zerquetscht war, mußte abgelöst wer- den. Bachard wurde an dem Orte, wo er gefallen war, begraben. Bald war er vergessen, und viele Truppen hatten indessen ihren Aufenthalt in Algier gewechselt, nur Azor war von der Stadt nicht wegzubringen. Jeden Abend, kurz vor 10 Uhr, gieng er aus und legte sich auf das Grab seines ermordeten Herrn vor dem entfern- testen Vorposten nieder. Um Mitternacht schlich er sich niederge- schlagen auf seinen drei Pfoten nach Hause. Die Schildwachen kannten ihn wohl; sie nannten ihn Azor, den Invaliden, und alle präsentirten vor ihm das Gewehr.

2. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 262

1861 - Stuttgart : Hallberger
262 eine natürliche, 70 Fuß lange Felsbrücke, von welcher die Besucher brennendes Stroh hinabwerfen, um die ungeheuren Gewölbe zu be- leuchten, in welche sich der Fluß mit entsetzlichem Getöse hinabstürzt. Noch länger als diese Höhle ist die im Jahre 1818 entdeckte Fer- dinandsgrotte. In der Nähe des Cirknitzersees findet man in einem Berge 3 Höhlen übereinander. Die untere wird durch einen hineinfließen- den Bach mit Wasser angefüllt; die beiden andern kann man be- suchen, und in der obern befindet sich das Schloß Lueg. 4) Die Grafschaft Tyrol hat mit Illyrien gleiche Größe (500 Q.m.), zählt aber nur 9/i0 Mill. E., wogegen dieses fast anderthalb Millionen enthält. Throl ist ein Gebirgsland, das Berge bis zu 12,000 Fuß Höhe enthält, wie z. B. den Orteter. Die Einwohner sind rüstige Gemsenjäger, und ihre Iagdlust bringt sie nicht selten in große Gefahr, wie dieses einst dem muthigen Kaiser Maximilian begegnete( der sich auf der Martintzwand bei Ziert so verstieg, daß ihn Jedermann für verloren hielt *). Auch die Lawinen bringen oft große Gefahren über die Thalbewohner. Die bedeutendsten Flüsse' des Landes sind: der Inn, die Etsch und die Eisak; auch die Isar, der Lech, die Drau und andere haben in den Tyrolerbergen ihre Quellen. An Produkten liefert Tyrol Wein, Südfrüchte, Seide, Flinten- steine, Kupfer, Eisen und Silber. Der Ackerbau ist in dem sehr gebirgigen Lande natürlich nicht bedeutend, desto mehr aber die Vieh- zucht. Von den Städten merken wir uns die Hauptstadt Innsbruck, mit einem schönen Schlosse, und die reizend gelegene Stadt Trient, woselbst in den Jahren 1545—1563 ein großes Concilium gehal- ten wurde. Die T y r o l e r. Die Tyroler sind ein schöner Schlag Menschen von gutem Wuchs und großer Körperkraft, und man sieht hier noch Greise ohne alle Beschwerde bergauf und bergab steigen. Die Tracht der Tyroler ist sehr hübsch, doch nicht allenthalben gleich. In den Haupt- thälern trägt der Landmann gern schwarze, lederne Beinkleider, die am Knie enden, grüne Hosenträger über der Weste und einen spitzen Hut mit Bändern. Die Tyroler sind ein treuherziges und biederes Volk, das Jeden, selbst den Kaiser duzt; sie sind fleißig und genügsam, hochherzig und muthig, den größten Beschwerlich- keiten und Gefahren gewachsen, freimüthig, scharfsinnig, fröhlich und Freunde des Gesangs und der Musik; sie lieben ihre Berge und Freiheiten über Alles und sind ungemein anhänglich an den Landes- ') Siehe Geschichte Seite 124.

3. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 226

1861 - Stuttgart : Hallberger
226 l und Schlafzimmer sind besonders zweckmäßig, weil in solchen die Luft nicht so bald verdorben wird, als in engen, niedern Stuben. Frische, reine Luft ist wahre Arznei für den Menschen, und daher ist es nothwendig, alle Tage ein- bis zweimal die Fenster auf einige Minuten zu öffnen, damit die verdorbene Luft hinaus und frische dagegen herein ziehen kann. In einem Zimmer, worin viele Menschen beisammen sind, ver- dirbt die Luft bald, weil derselben durch das Athmen der Sauer- stoff entzogen wird, ohne welchen sie zum Einathmen nicht mehr tauglich ist. In einer niedern, mit Menschen angefüllten Stube brennen auch die Lichter deshalb nicht Helle, weil die Luft verdorben ist und wenig Sauerstoff enthält, welcher zum Brennen so noth- wendig ist, als zum Athemholen. Die Luft in einem Zimmer wird verdorben und für die Ge- sundheit nachtheilig durch Kohlendämpfe, starkriechende Blumen, durch das Trocknen und Bügeln der Wäsche, durch Feuchtigkeit, Staub und Schmutz u. s. w. Besonders aber muß man sich hüten, srisch- geweißte Zimmer zu Heizen und sich in denselben aufzuhalten oder gar darin zu schlafen, was auch in Beziehung auf Zimmerböden, die frisch ausgewaschen und noch nicht wieder ganz trocken geworden sind, zu beobachten ist. 5. Von der Kleidung. Die Kleidung darf nicht zu enge seyn und den Körper drücken und pressen, weil dadurch der Blutumlauf gehindert wird. Kopf, Hals und Brust bedecke man nur leicht, halte aber den Unterleib und die Füße warm. Enge Stiefel und Schnürmieder sind beson- ders nachtheilig, denn erstere verderben die Füße und letztere hindern die gehörige Ausdehnung der Eingeweide der Brust und des Unter- leibes, was von sehr schlimmen Folgen seyn kann. Im Frühjahr und Herbste kleide man sich mehr warm als leicht und hüte sich besonders, die Kleider abzulegen, wenn man er- hitzt ist, indem der Schweiß dadurch unterbrochen wird, was immer sehr schädlich ist und manchmal schwere Krankheiten verursacht. Eben so gefährlich ist es, sich dem Zugwinde auszusetzen, besonders wenn der Körper stark ausdünstet oder gar in Schweiß gerathen ist. Kleider von kranken Menschen darf man niemals tragen, ohne sie zuvor durch Waschen zu reinigen; war die Krankheit aber gar- ansteckend, so ist es durchaus nicht rathsam, solche Kleider wieder zu gebrauchen, und man thut am besten, wenn man dieselben verbrennt. Eine besondere Aufmerksamkeit verdient die Wäsche, denn rein- liche Hemden, Betten und dergleichen sind eine wahre Wohlthat für den Menschen und befördern sein Wohlseyn in hohem Grade.

4. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 232

1861 - Stuttgart : Hallberger
232 Eine kalte Stube, die nach und nach erwärmt wird, ist hiezu am zweckmäßigsten. Hier wird der Verunglückte entkleidet, auf ein leicht erwärmtes Bett gelegt, und zwar Kopf und Brust etwas erhöht, doch darf der Kopf nicht vorwärts oder auf die Seite geneigt seyn. Man reinigt den Mund mit den Fingern von Schleim, Schaum und anderm Unrath und sucht den Körper nach und nach durch wollene Decken, die man um Arme und Beine wickelt und unter die Kniekehlen und Achselgruben bringt, zu erwärmen. Da diese Decken bald wieder erkalten, so werden sie öfters durch andere frisch erwärmte ersetzt. Inzwischen wird ein lau- warmes Bad bereitet, in welches der Körper so gebracht wird, daß blos das Gesicht frei bleibt. Nach und nach wird die Wärme des Bades durch Zugießen von heißem Wasser allmählig erhöht. In diesem Bade bleibt der Körper einige Stunden lang, während er immer mit wollenen Tüchern sanft gerieben wird. Hat sich ein solches Unglück zur Winterszeit ereignet und ist ein Ertrunkener zugleich erfroren, so ist er wie jeder Erfrorene zu behandeln. Daß man Ertrunkene nicht, wie ehedem häufig geschah, auf den Kopf stellen, gewaltsam rütteln oder gar an den Füßen aufhängen darf, ist jetzt allgemein bekannt. ' Es versteht sich wohl von selbst, daß man während diesen Rettungsversuchen nach einem Arzte schicken muß, der sodann'die weitere Behandlung des Verunglückten leiten wird. 12. Behandlung der Erfrorenen. Erfrorene werden in ein kaltes Zimmer gebracht, entkleidet und auf ein ^ager von ein Paar Hände hohem Schnee gelegt; hier- auf bedeckt man den ganzen Körper, mit Ausnahme des Mundes und der Nasenlöcher, ebenfalls mit Schnee, welcher etwas fest ge- drückt, und wenn er an einer Stelle schmilzt, wieder ersetzt wird. Fängt der Körper an auszuthauen, so wird er von einer Eisrinde überzogen, die jedoch bald abschmilzt, worauf man ihn mit wollenen Tüchern abtrocknet und in ein leicht erwärmtes Bett bringt, das aber nicht in einer geheizten Stube stehen darf. Ueberhanpt merke man sich, daß unter solchen Umständen die Wärme höchst schädlich ist, ja sogar den Tod bewirken könnte, und daß daher solche Ret- tungsversuche nur in einer kalten Stube vorgenommen werden dürfen. Ist kein Schnee zu haben, so legt man den Erfrorenen in eis- kaltes Wasser oder hüllt ihn in Tücher, die in kaltes Wasser ge- taucht sind, und erneuert diese Umschläge, bis der Körper aufthaut. Im Bette reibt man den Erfrorenen von allen Seiten mit wollenen Tüchern. Bisweilen bleiben die Kinnbacken lange Zeit fest geschlossen, in welchem Falle man sie unter den Ohren stark mit

5. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 5

1861 - Stuttgart : Hallberger
5 hiezu seine Einwilligung, und darauf machte sich Friedrich mit seinem ganzen Hofstaate auf den Weg nach Königsberg, um sich dort, in der Hauptstadt von Preussen, krönen zu lassen. Man kann sich einen Begriff machen von den grossartigen Anstalten, die hiezu ge- troffen waren, wenn man bedenkt, dass 30,000 Pferde erfordert wur- den, um alle Wagen, die zum Transport von Personen, Geräthschaften, Kleidern, Mundvorräthen u. dgl. nöthig waren, nach Königsberg zu bringen, was zu Anfang des Jahres 1701 geschah. Am 15. Januar verkündigten prächtig gekleidete Beamte unter Pauken- und Trompetenschall auf den Strassen der Stadt, dass das bisherige Herzogthum Preussen zum Königreich erhoben und der Fürst desselben König in Preussen sei. Nachdem man Tags darauf in allen Kirchen Gott um Segen für König und Volk angefleht hatte, stiftete Friedrich den schwarzen Adlerorden, und am 18. Januar wurde die Krönung gefeiert. Die Vornehmsten des Landes hatten sich in dem Krönungssaale versammelt; Alle waren prächtig gekleidet. Um 9 Uhr trat Friedrich in den Saal, in einem mit Gold gestickten Ge- wände von Scharlach, das mit Diamantknöpfen besetzt war, von wel- chen jeder 3000 Dukaten kostete. Um seine Schultern hieng der prachtvolle Königsmantel aus rothem Sammet, auf welchem überall goldgestickte Kronen und Adler zu sehen waren. Drei grosse, un- gemein kostbare Diamanten dienten als Knöpfe. Friedrich liess sich auf dem hiezu errichteten Königsthron nieder, setzte sich die Krone auf und nahm sodann das goldene Scepter in die rechte und den Reichsapfel in die linke Hand, worauf ihm alle Anwesenden huldigten. Nun holte man die Königin ab, welcher der König die Krone auf- setzte, und als sie sich auf den Thron niedergelassen hatte, empfieng sie ebenfalls die Huldigung. Darauf bewegte sich der glänzende Zug nach der Schlosskirche. Der Weg dahin war ganz mit rothem Tuche be- legt, und zu beiden Seiten standen Soldaten in doppelten Reihen. Dichtgedrängt stand das Volk; alle Fenster und Dächer waren mit Menschen besetzt, die mit lautem Jubel das Königspaar begrüssten. In der Kirche fand unter Gebeten und Gesängen die feierliche Sal- bung statt, worauf der Zug wieder in das Schloss zurückkehrte. Hier wurde das Volk mit Braten und Wein bewirthet; man warf goldene und silberne Münzen, die eigens zum Andenken an diesen Tag ge- prägt worden waren, unter die jubelnde Menge, und ein grossartiges Feuerwerk beschloss die Feier dieses merkwürdigen Tages. So trat also am 18. Januar 1701 das Kurfürstenthum Brandenburg unter dem Titel Königreich Preussen in die Reihe der wirklichen Monarchien ein, und Friedrich Iii. als Kur- fürst erscheint von nun an als Friedrich l., König von Preussen. Unter seiner Regierung fielen das Fürstenthum Neuenburg und einige andere Herrschaften in der Schweiz an Preussen. Friedrich starb im Jahr 1713 und hinterliess den Thron seinem Sohne Friedrich Wilhelm I., der in vielen Stücken das Gegentheil seines Vaters war. Er hasste die kostspielige Pracht des Hofes, und seine Sparsamkeit setzte ihn bald in den Stand, die Schulden, die

6. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 59

1855 - Mainz : Kirchheim
59 Ein Jeder hört's, doch Jeder zagt; Aus Tausenden tritt Keiner vor. Vergebens durchheulte mit Weib und Kind Der Zöllner nach Rettung den Sturm und Wind. Sieh', schlecht und recht ein Bauersmann Am Wanderstabe schritt daher. Mit grobem Kittel angethan, An Wuchs und Antlitz hehr. Er hörte den Grafen, vernahm sein Wort Und schaute daö nahe Verderben dort. Und kühn in Gottes Namen sprang Er in den nächsten Fischerkahn. Trotz Wirbel, Sturm und Wogendrang Kam der Erretter glücklich an. Doch wehe! Der Nachen war allzuklein, Der Retter von Allen zugleich zu sein. Und dreimal zwang er seinen Kahn, Trotz Wirbel, Sturm und Wogendrang; Und dreimal kam er glücklich an, Bis ihm die Rettung ganz gelang. Kaum kamen die Letzten in sichern Port, So rollte das letzte Getrümmer fort. „Hier," rief der Graf, „mein wack'rer Freund, Hier ist der Preis! Komm her! Nimm hin!" Sag' an, war das nicht brav gemeint? — Bei Gott! der Graf trug hohen Sinn; * Doch höher und himmlischer wahrlich schlug Das Herz, das der Bauer im Kittel trug. „Mein Leben ist für Gold nicht feil. Arm bin ich zwar, doch hab' ich satt. Dem Zöllner werd' Eu'r Gold zu Theil, Der Hab' und Gut verloren hat!" So rief er mit herzlichem Biederton Und wandte den Rücken und ging davon. Bürger. 67. St. Nikolaus. St. Nikolaus war ein Bischof; aber er predigte nicht blos und verrichtete nicht blos die Geschäfte am Altare, sondern er half Allen, welche der Hülfe bedurften. Einst ging er am Ufer des Meeres, und da sah er eine arme Frau, welche mit ihren drei Kindern Muscheln auflas, um damit ihren Hunger zu stillen. Die Kinder aber waren zu weit gegangen und versanken plötzlich in ein tiefes Loch. Ibr Jammergeschrei und das der Mutter erfüllte die Luft; aber außer dem Bischöfe war Niemand in der Nähe und dieser konnte nicht schwimmen. Allein der fromme Mann wollte helfen, und wenn es sein eigenes Leben kostete. In Gottes Namen stürzte er sich in das Wasser, und war so glücklich, ein Kind nach dem andern herauszuziehen. Gott

7. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 171

1855 - Mainz : Kirchheim
171 findet bei den Häusern Statt. Die öffentlichen Gebäude und die, welche dem Sultan gehören, find weiß, die der Emire grün und die der andern Türken roth; die Häuser der Rajahs und der andern Unterthanen endlich find grau angestrichen. Die Hunde, welche mir bei jedem Schritte haufen- weise begegneten, waren mir eine widerwärtige Erscheinung; ihre Raee ist häßlich, der Gestalt und Farbe nach gleichen sie dem Fuchse oder dem Wolfe. Sie leben in den Gassen ohne Herren, ganz wild und vermehren sich auf eine beängstigende Weise; doch hat man kein Beispiel, daß die Tollwuth unter ihnen geherrscht habe. Auf die engen Gaffen folgen von Zeit zu Zeit unregelmäßige Plätze, die mit Bäumen besetzt find. Ze mehr ich vorwärts kam, desto außerordentlicher erschien mir das Leben und die Bewegung; die bevölkertsten Quartiere von Paris geben keinen Be- griff davon. Ueberall sieht man Buden. Hier werden Sorbets oder Backwcrk im Schatten einer Platäne verkauft; dort sitzt mit gekreuzten Beinen ein Steinschneider auf seinem Tische, arbeitet, raucht seine tür- kische Pfeife und bietet seine wunderlichen Ringe und gestochenen Steine den Käufern an. Etwas weiter legt ein Pfcifenhändler seine vergoldeten Köpfe, seine Mundstücke von Bernstein und Porzellanmasse aus; neben ihm verkauft ein Kupferschmied die sonderbarsten Geräthe. Darauf kommt man an einen Kaufmann, der Shawls, orientalische Stoffe und alte Kleider feil hat, und zu einem halbnackten Gärtner, der auf seinen Schul- tern eine bogenförmige Stange trägt, an deren beiden Enden Körbe mit Küchengewächsen hängen. Im Anschauen dieses Wirrwarrs wird man plötzlich fast umgeworfen durch den breiten Kasten eines Citronenhändlers, zugleich aber ertönt ein klägliches Schreien: es ist ein Verpesteter, ven ein Lastträger in das nächste Spital schleppt. Man stellt sich mit Entsetzen auf die Seite, und kaum hat man sich von diesem Schrecken erholt, so läuft man schon wieder Gefahr, in die Rinne geworfen zu werden, die mitten in der Gasse fließt; denn eö kommt eine ganze Rotte Esel, die so mit Bauholz beladen find, daß sie fast die ganze Breite des Raumes ein- nehmen. Gleich nach ihnen folgen Reiter; dann kommen wieder Kotschis und Arabas, zwei Arten höchst seltsamer mit Musselin bedeckter Kutschen, die man gewöhnlich für Frauenzimmer gebraucht und die theils von Pfer- den , theils von Ochsen gezogen werden. Mit einem Wort: die Straßen wimmeln von Menschen und Thieren der verschiedensten Art; namentlich sieht man auch viele Bettler mit zerlumpten Turbanen und Kaftanen, viele Blinde und Aussätzige. Bussiöre. 20. Derheerungen^dev Pest. Eine der größten Plagen des türkischen Reiches ist die Pest, denn oft macht sie die volkreichsten Städte zu Wüsteneien. Bis- weilen ist die Seuche so allgemein, daß in Städten wie Konstanti- nopel, nachdem ste vorüber ist, fünfzehn bis zwanzig tausend Menschen weniger leben. Am heftigsten wüthet sie in den Sommermonaten, besonders Mai, Junius und Julius, und täglich trägt man dann ein Paar hundert Todte zur Erde. Oft steigt ihre Anzahl bis zu vier- und fünfhundert; und jetzt erst fängt man an unruhig zu wer- den , wenn aber täglich über tausend Menschen hingerafft werden, dann spricht man ängstlich: es ist eine große Pest! Derjenige, der davon befallen wird, empstndet einen besonderen Kopfschmerz; das Kreuz thut ihm wehe und Mattigkeit verbreitet sich über den ganzen Körper. Bald darauf folgt ein heftiges Fieber,

8. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 199

1855 - Mainz : Kirchheim
199 vollendet. Der Leichnam des heiligen Bonifacius wurde anfangs nach Utrecht, dann auf Bitten des Erzbischofs Lullus nach Mainz gebracht. Da es aber der Wille des Verstorbenen war, zu Fulda begraben zu werden, und der Abt Sturm deßwegen nach Mainz kam, um an diesen Willen des Verstorbenen zu erinnern, so wurde der Leichnam unter der Begleitung unermeßlicher Schaaren von Trauern- den nach Fulda gebracht und mit der größten Feierlichkeit da bei- gesetzt, wo jetzt der Haupteingang der Domkirche ist. Hepp. 13. Kavl der Große. Karl hatte ein ehrfurchtgebietendes A e u ß e r e. Er war sieben Fuß groß und dabei so stark, daß sein kaiserlicher Ornat einen Mann unserer Tage zu Boden drücken würde. Auf seiner Stirne, dem Abbilde seiner hohen und erhabenen Gedanken, thronte Maje- stät. Sein Angesicht war heiter; er hatte große und lebhafte Augen und einen durchbohrenden Blick, wenn er zornig war. Sein Gang war fest, seine durchaus männliche Haltung verkündete den Helden, den mächtigen Weltbeherrscher. Obschon Karl bei feierlichen Gelegenheiten, besonders beim Empfang der Fürsten und Gesandten barbarischer Nationen, mit einer beinahe morgenländischen Pracht sich umgab, so liebte er doch für sich die Einfachheit. Seine Kleidung war die vaterländische, wie der gemeine Franke trug er Wams und Hose von Leinen, dar- über einen Rock mit seidener Borte eingefaßt. Des Winters deckte ein Wams von Otterfellen Brust und Schultern. Stets war er mit einem Schwerte umgürtet, dessen Griff und Wehrgehenk von Gold war und das ein solches Gewicht hatte, daß ein Mann unserer Tage es nur mit Mühe heben könnte. Bei festlichen Gelegenheiten ging er mit einem golddurchwirkten Rocke, in Schuhen mit Edel- steinen besetzt, in einem Mantel, den eine goldene Spange zusammen- hielt, und mit einem Diadem von Gold und Edelsteinen geschmückt einher. — Die eitlen Kleider seiner Umgebung waren dem einfachen Manne zuwider. Eines Tages lud er seine Hofleute zur Jagd ein und befahl ihnen, im besten Schmucke zu erscheinen. Es war aber ein kalter Tag und regnete, heftig, daß es den Eitlen trübselig er- ging. Als man nach Hause kam, sprach Karl scherzhaft: „Bis zum Schlafengehen darf keiner seinen Pelz ausziehen, damit sie besser auf dem Leibe trocknen." Beim Schlafengehen brachen die gedorrten und zusammengeschrumpften Kleider wie dürres Reis. Am anderen Morgen mußten sie in denselben Kleidern erscheinen. Karl ließ nun seinen Schafpelz ausreiben und hinbringen; der hatte seinen alten Glanz wieder. „Ihr Narren," sprach er, „wo gibt's wohl ein köstlicheres Pelzwerk und das kostet mich kaum einen Gul- den, eure dagegen viele Pfund Silbers." Wie Karl einfach war in der Kleidung, so war er auch mäßig in Speise und Trank. Die Trunkenheit verabscheute er höchlich.

9. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 207

1855 - Mainz : Kirchheim
207 Diese Gerichte führten mit der Zeit zu großen Mißbräuchen; denn der Willkühr der Richter war zu große Gewalt eingeräumt. Da erhoben sich von allen Seiten Klagen, sogar förmliche Verbindungen gegen dieselben. Erst die Einführung einer besseren Rechtspflege im sechszehnten Jahrhundert und die festere Begründung der Landeshoheit der Fürsten beschränkten den furchtbaren Wirkungskreis dieser Gerichte und ließen sie endlich, als nicht mehr angemessen der vorangeschritte- nen Bildung der Zeit, völlig untergehen. Welter. 19. Die Schlacht am Hasenbühl bei Göllheim. Endlich nach einer kurzen Sommernacht und einer noch kürzeren Ruhe graute der Tag. Es war das Fest Unserer Lieben Frauen in der Erndte, Mittwoch der 2. Juli des Jahres 1298. Mit dem ersten Morgenstrahl riefen die Lärmtrompeten in beiden Heeren das Volk wach, und Jeder erhob sich behend vom Lager und eilte in die Rüstung. Der verhängnißvolle Tag sollte mit Gott begonnen wer- den. Die Feld-Capläne bestiegen den Zeltaltar und erflehten, Messe lesend, den Waffen ihres Königs Heil und Sieg. Alle hörten die Frühmesse mit Andacht, bei welcher da manch brünstiges Gebet aus bewegter Brust zum Herrn der Heerschaaren emporstieg. Nach Be- endigung des Gottesdienstes fassen die Ritter zu Roß; die Knechte rückten auö ihren Herbergen zum Sammelplätze. Albrechts ließ seine Hauptleute in einen Ring treten und wiederholte seine schon in der Nacht gegebenen Weiffungen zur Schlachtordnung. Nachdem er den Zug geordnet, stieg er zu Roß. Die einfache Ritterrüstung verhüllte in ihm den König; er wollte, so.zwar den Seinen bekannt, aber vom Feinde übersehen, der Schlacht beiwohnen. Dagegen kleidete er mehrere seiner getreuen Lehensleute in den königlichen, mit dem schwarzen Adler geschmückten Wappenrock, und ließ ihren Streit- hengsten solche Satteldecken auflegen, in welche ebenfalls der Reichs- adler gestickt war, um dadurch den Gegner irre zu führen. Sodann ließ er das Reichsbanner erheben — es war vowrother Farbe mit einem weißen Kreuze in der Mitte — gab das Zeichen und die Schaaren rückten aus dem Lager auf den Wiesengrund vor bis zum Hasenbach. Zu gleicher Zeit, als dies im Lager Albrechts vorging, rüstete auch Adolph schon seit Sonnenaufgang zum Angriff. Nachdem seine Leute ebenfalls Messe gehört, bezogen sie aus ihren Herbergen den bestimmten Sammelplatz. Das Heer zählte nicht über 14,000 Mann, war aber wohlbewaffnet. Die Reisigen und Schildknechte trugen eiserne Gugelhauben und Waffenkoller von Linnen, mit Hanf oder alten Wollenlumpen gesteppt, und darüber ein Panzerhemd, aus eisernen Ringeln gewoben, durch welches kein Pfeil schlagen konnte. Die Ritter waren in stählerne Harnische, Beinschienen und Eisen- handschuhe gekleidet, und stählerne Helme, hellglänzend und mit Albrecht, Sohn des Kaisers Rudolph von Habsburg, kämpfte gegen den rechtmäßigen deutschen König Adolph von Naffau bei Göllheim in der Rheinpfalz.

10. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 333

1855 - Mainz : Kirchheim
333 wenn sie hungert, und aufhören.zu essen, wenn ihnen der Appetit noch nicht ganz vergangen ist." „Gut," sagte der Arzt, „dies ist daü wahre Mittel zur dauerhaften Gesundheit; aber dann bin ich auch hier ganz überflüssig." Er küßte die Erde, beurlaubte sich und zog davon. Die Kleidung dient zum Schutze und zur Zierde des Leibes. Sie soll deßhalb der Jahreszeit angemessen sein, im Winter warm, im Sommer leicht, nie zu enge. Das Kleid sei einfach und dem Stande anpassend. Thöricht handeln die Eltern, welche ihre Kinder über Stand und Vermögen kleiden, dadurch verarmen und in den un- schuldigen Herzen der Kinder Eitelkeit und Hochmuth erzeugen. Den Kopf halte man kühl und hindere nie die Ausdünstung desselben durch Pelzmützen. Füße und Unterleib müssen warm gehalten werden. Jedoch hüte man sich vor allzu warmer Kleidung, weil dadurch die Haut sehr geschwächt wird. Enge Kleider hindern den Umlauf der Säfte und des Blutes und bewirken nicht selten Engbrüstigkeit und andere Uebel. Die Wohnungen der Menschen müssen dem Lichte und der Luft den freien Zutritt gestatten, wenn sie gesund sein sollen. Darum sollen die Zimmer hell und geräumig sein, jeden Tag sorgfältig gerei- nigt und frische Luft in dieselben eingelassen werden. Wer gesund bleiben will, muß nicht nur seine Kleider und seine Wohnung rein erhalten, sondern auch seinen Körper. Der Leib dünstet stets durch die Poren der Haut aus. Damit nun diese Aus- dünstungen nicht gehemmt und dadurch Krankheiten erzeugt werden, wird der vernünftige Mensch sich der größten Reinlichkeit befleißigen. Auch verlangt es schon die vernünftige Liebe zu unserm Leib, sowie die Achtung für ihn, das Meisterstück des Schöpfers und die Wohnung einer unsterblichen Seele, daß wir ihn reinigen. Besonders soll man die Wäsche: Hemden, Strümpfe u. s. w. oft, zum wenigsten einmal wöchentlich, wechseln. Ein reinliches Kind wäscht Gesicht, Hals und Hände jeden Morgen und auch während des Tages, wenn diese Theile unrein geworden sind. Es spült den Mund mit frischem Wasser aus, reinigt sich die Zähne, kämmt seine Haare, bürstet sich die Kleider ab und kommt nur so gereinigt in die Schule. Jedes Kind muß sich bestreben, dieses selbst zu thun; nur ganz kleine Kinder bedürfen fremder Hülfe. Im Sommer soll der Leib oft in fließendem Wasser gereinigt und gestärkt werden; jedoch wird der gehorsame Knabe sich nie ohne die Erlaubniß se.ner Eltern und Lehrer baden. Müßiggang ist aller Laster Anfang; A r b e i t dagegen macht fromm und gesund. Nicht nur der Erwachsene soll arbeiten, sondern auch das Kind. Das gute, fleißige Kind arbeitet in der Schule und hilft zu Hause seinen Eltern gerne, so weit seine schwachen Kräfte reichen. Dadurch wird es vor mancher Thorheit und vor vielen körperlichen Leiden bewahrt. „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brod essen," das ist des Menschen Bestimmung, und wer sie erfüllt, der wird Gottes Segen überall wahrnehmen. Denn die Arbeit stärkt
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