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man in derselben Richtung heftiges Hundegebell und darauf einen
Schuß, dem sogleich ein lautes Geschrei folgte. Ein Korporal mit
Mannschaft eilte unverzüglich dahin. Bald kamen sie auf dem Hü-
gel an, wo der Posten ausgestellt war, aber er war nirgends zu
sehen. „Ich sehe etwas Weißes," rief der Korporal, „das ist ein
Beduine!" Sogleich feuerte er sein Gewehr darauf ab, und ein
Araber wälzte sich, von der Kugel getroffen, am Boden. Man
suchte Bachard und fand bald seinen Leichnam ohne Kopf am Ab-
hange des Hügels liegen. Während die Soldaten diesen voll Ent-
setzen betrachteten, erregte ein furchtbares Bellen am Fuße des Hü-
gels ihre Aufmerksamkeit. Sie sahen Azor, den Hund Bachards,
der sich wüthend auf ciuen Araber stürzte, der ihrer Aufmerksamkeit
entgangen war. Der Araber wehrte sich mit seinem Schwerte gegen
den Hmh und hatte ihm bereits mehrere Wunden beigebracht; allein
dieser schien sich wenig um Schmerz und Tod zu bekümnlern und
erneute muthig seine Angriffe. Mit einem verzweifelten Satz packte
er den Araber an der Kehle und warf ihn zu Boden. Jetzt mischte
sich das Schmerzensgeschrei des Mannes mit dem wüthenden Heulen
des Hundes. Man sah Beide übereinander rollen; bald war der
Araber wieder oben und zerfleischte mit seiner Waffe seinen Gegner;
bald war der Hund Sieger und sein Stöhnen ward unterbrochen,
indem er sich-bemühte, das Gesicht und die Kehle des Beduinen zu
zerreißen. Die Soldaten wollten dem Kampf ein Ende machen und
den Araber todten; schon waren die Hähne gespannt, und.sie schlu-
gen auf die hartnäckig Kämpfenden an, als der Korporal ausrief:
„Halt, es ist Azor, ihr könntet ihn todten; mit dem Bajonette, Ka-
meraden, .und Tod dem Beduinen!" Trotz ihrem schnellen Laufe
fandett sie, als sie hinkamen, den Araber ausgestreckt und ohne Leben.
Azor, obgleich furchtbar verwundet, zerrte beständig an einem Zipfel
des sorgfältig zusammengeknüpften Burnus des Arabers; er zerriß
ihn endlich, und der Kops Bachards, seines Herrn, rollte daraus hervor.
Azor, vom Blutverlust erschöpft, sank an der Seite seines über-
wundenen Gegners nieder. Ein junger Militärarzt, der sich bei der
Mannschaft befand, untersuchte seine Wunden; er fand sie nicht tödt-
lich,' aber die Pfote, die ganz zerquetscht war, mußte abgelöst wer-
den. Bachard wurde an dem Orte, wo er gefallen war, begraben.
Bald war er vergessen, und viele Truppen hatten indessen ihren
Aufenthalt in Algier gewechselt, nur Azor war von der Stadt nicht
wegzubringen. Jeden Abend, kurz vor 10 Uhr, gieng er aus und
legte sich auf das Grab seines ermordeten Herrn vor dem entfern-
testen Vorposten nieder. Um Mitternacht schlich er sich niederge-
schlagen auf seinen drei Pfoten nach Hause. Die Schildwachen
kannten ihn wohl; sie nannten ihn Azor, den Invaliden, und
alle präsentirten vor ihm das Gewehr.
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262
eine natürliche, 70 Fuß lange Felsbrücke, von welcher die Besucher
brennendes Stroh hinabwerfen, um die ungeheuren Gewölbe zu be-
leuchten, in welche sich der Fluß mit entsetzlichem Getöse hinabstürzt.
Noch länger als diese Höhle ist die im Jahre 1818 entdeckte Fer-
dinandsgrotte.
In der Nähe des Cirknitzersees findet man in einem Berge
3 Höhlen übereinander. Die untere wird durch einen hineinfließen-
den Bach mit Wasser angefüllt; die beiden andern kann man be-
suchen, und in der obern befindet sich das Schloß Lueg.
4) Die Grafschaft Tyrol hat mit Illyrien gleiche Größe
(500 Q.m.), zählt aber nur 9/i0 Mill. E., wogegen dieses fast
anderthalb Millionen enthält. Throl ist ein Gebirgsland, das Berge
bis zu 12,000 Fuß Höhe enthält, wie z. B. den Orteter. Die
Einwohner sind rüstige Gemsenjäger, und ihre Iagdlust bringt sie
nicht selten in große Gefahr, wie dieses einst dem muthigen Kaiser
Maximilian begegnete( der sich auf der Martintzwand bei Ziert
so verstieg, daß ihn Jedermann für verloren hielt *). Auch die
Lawinen bringen oft große Gefahren über die Thalbewohner.
Die bedeutendsten Flüsse' des Landes sind: der Inn, die
Etsch und die Eisak; auch die Isar, der Lech, die Drau und
andere haben in den Tyrolerbergen ihre Quellen.
An Produkten liefert Tyrol Wein, Südfrüchte, Seide, Flinten-
steine, Kupfer, Eisen und Silber. Der Ackerbau ist in dem sehr
gebirgigen Lande natürlich nicht bedeutend, desto mehr aber die Vieh-
zucht. Von den Städten merken wir uns die Hauptstadt Innsbruck,
mit einem schönen Schlosse, und die reizend gelegene Stadt Trient,
woselbst in den Jahren 1545—1563 ein großes Concilium gehal-
ten wurde.
Die T y r o l e r.
Die Tyroler sind ein schöner Schlag Menschen von gutem
Wuchs und großer Körperkraft, und man sieht hier noch Greise
ohne alle Beschwerde bergauf und bergab steigen. Die Tracht der
Tyroler ist sehr hübsch, doch nicht allenthalben gleich. In den Haupt-
thälern trägt der Landmann gern schwarze, lederne Beinkleider, die
am Knie enden, grüne Hosenträger über der Weste und einen spitzen
Hut mit Bändern. Die Tyroler sind ein treuherziges und
biederes Volk, das Jeden, selbst den Kaiser duzt; sie sind fleißig
und genügsam, hochherzig und muthig, den größten Beschwerlich-
keiten und Gefahren gewachsen, freimüthig, scharfsinnig, fröhlich und
Freunde des Gesangs und der Musik; sie lieben ihre Berge und
Freiheiten über Alles und sind ungemein anhänglich an den Landes-
') Siehe Geschichte Seite 124.
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226
l
und Schlafzimmer sind besonders zweckmäßig, weil in solchen die
Luft nicht so bald verdorben wird, als in engen, niedern Stuben.
Frische, reine Luft ist wahre Arznei für den Menschen, und daher
ist es nothwendig, alle Tage ein- bis zweimal die Fenster auf einige
Minuten zu öffnen, damit die verdorbene Luft hinaus und frische
dagegen herein ziehen kann.
In einem Zimmer, worin viele Menschen beisammen sind, ver-
dirbt die Luft bald, weil derselben durch das Athmen der Sauer-
stoff entzogen wird, ohne welchen sie zum Einathmen nicht mehr
tauglich ist. In einer niedern, mit Menschen angefüllten Stube
brennen auch die Lichter deshalb nicht Helle, weil die Luft verdorben
ist und wenig Sauerstoff enthält, welcher zum Brennen so noth-
wendig ist, als zum Athemholen.
Die Luft in einem Zimmer wird verdorben und für die Ge-
sundheit nachtheilig durch Kohlendämpfe, starkriechende Blumen, durch
das Trocknen und Bügeln der Wäsche, durch Feuchtigkeit, Staub
und Schmutz u. s. w. Besonders aber muß man sich hüten, srisch-
geweißte Zimmer zu Heizen und sich in denselben aufzuhalten oder
gar darin zu schlafen, was auch in Beziehung auf Zimmerböden,
die frisch ausgewaschen und noch nicht wieder ganz trocken geworden
sind, zu beobachten ist.
5. Von der Kleidung.
Die Kleidung darf nicht zu enge seyn und den Körper drücken
und pressen, weil dadurch der Blutumlauf gehindert wird. Kopf,
Hals und Brust bedecke man nur leicht, halte aber den Unterleib
und die Füße warm. Enge Stiefel und Schnürmieder sind beson-
ders nachtheilig, denn erstere verderben die Füße und letztere hindern
die gehörige Ausdehnung der Eingeweide der Brust und des Unter-
leibes, was von sehr schlimmen Folgen seyn kann.
Im Frühjahr und Herbste kleide man sich mehr warm als
leicht und hüte sich besonders, die Kleider abzulegen, wenn man er-
hitzt ist, indem der Schweiß dadurch unterbrochen wird, was immer
sehr schädlich ist und manchmal schwere Krankheiten verursacht. Eben
so gefährlich ist es, sich dem Zugwinde auszusetzen, besonders wenn
der Körper stark ausdünstet oder gar in Schweiß gerathen ist.
Kleider von kranken Menschen darf man niemals tragen, ohne
sie zuvor durch Waschen zu reinigen; war die Krankheit aber gar-
ansteckend, so ist es durchaus nicht rathsam, solche Kleider wieder zu
gebrauchen, und man thut am besten, wenn man dieselben verbrennt.
Eine besondere Aufmerksamkeit verdient die Wäsche, denn rein-
liche Hemden, Betten und dergleichen sind eine wahre Wohlthat für
den Menschen und befördern sein Wohlseyn in hohem Grade.
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232
Eine kalte Stube, die nach und nach erwärmt wird, ist hiezu am
zweckmäßigsten. Hier wird der Verunglückte entkleidet, auf ein leicht
erwärmtes Bett gelegt, und zwar Kopf und Brust etwas erhöht,
doch darf der Kopf nicht vorwärts oder auf die Seite geneigt seyn.
Man reinigt den Mund mit den Fingern von Schleim, Schaum
und anderm Unrath und sucht den Körper nach und nach durch
wollene Decken, die man um Arme und Beine wickelt und unter
die Kniekehlen und Achselgruben bringt, zu erwärmen.
Da diese Decken bald wieder erkalten, so werden sie öfters
durch andere frisch erwärmte ersetzt. Inzwischen wird ein lau-
warmes Bad bereitet, in welches der Körper so gebracht wird, daß
blos das Gesicht frei bleibt. Nach und nach wird die Wärme des
Bades durch Zugießen von heißem Wasser allmählig erhöht. In
diesem Bade bleibt der Körper einige Stunden lang, während er
immer mit wollenen Tüchern sanft gerieben wird.
Hat sich ein solches Unglück zur Winterszeit ereignet und ist
ein Ertrunkener zugleich erfroren, so ist er wie jeder Erfrorene zu
behandeln. Daß man Ertrunkene nicht, wie ehedem häufig geschah,
auf den Kopf stellen, gewaltsam rütteln oder gar an den Füßen
aufhängen darf, ist jetzt allgemein bekannt.
' Es versteht sich wohl von selbst, daß man während diesen
Rettungsversuchen nach einem Arzte schicken muß, der sodann'die
weitere Behandlung des Verunglückten leiten wird.
12. Behandlung der Erfrorenen.
Erfrorene werden in ein kaltes Zimmer gebracht, entkleidet
und auf ein ^ager von ein Paar Hände hohem Schnee gelegt; hier-
auf bedeckt man den ganzen Körper, mit Ausnahme des Mundes
und der Nasenlöcher, ebenfalls mit Schnee, welcher etwas fest ge-
drückt, und wenn er an einer Stelle schmilzt, wieder ersetzt wird.
Fängt der Körper an auszuthauen, so wird er von einer Eisrinde
überzogen, die jedoch bald abschmilzt, worauf man ihn mit wollenen
Tüchern abtrocknet und in ein leicht erwärmtes Bett bringt, das
aber nicht in einer geheizten Stube stehen darf. Ueberhanpt merke
man sich, daß unter solchen Umständen die Wärme höchst schädlich
ist, ja sogar den Tod bewirken könnte, und daß daher solche Ret-
tungsversuche nur in einer kalten Stube vorgenommen werden dürfen.
Ist kein Schnee zu haben, so legt man den Erfrorenen in eis-
kaltes Wasser oder hüllt ihn in Tücher, die in kaltes Wasser ge-
taucht sind, und erneuert diese Umschläge, bis der Körper aufthaut.
Im Bette reibt man den Erfrorenen von allen Seiten mit
wollenen Tüchern. Bisweilen bleiben die Kinnbacken lange Zeit fest
geschlossen, in welchem Falle man sie unter den Ohren stark mit
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5
hiezu seine Einwilligung, und darauf machte sich Friedrich mit seinem
ganzen Hofstaate auf den Weg nach Königsberg, um sich dort,
in der Hauptstadt von Preussen, krönen zu lassen. Man kann sich
einen Begriff machen von den grossartigen Anstalten, die hiezu ge-
troffen waren, wenn man bedenkt, dass 30,000 Pferde erfordert wur-
den, um alle Wagen, die zum Transport von Personen, Geräthschaften,
Kleidern, Mundvorräthen u. dgl. nöthig waren, nach Königsberg zu
bringen, was zu Anfang des Jahres 1701 geschah.
Am 15. Januar verkündigten prächtig gekleidete Beamte unter
Pauken- und Trompetenschall auf den Strassen der Stadt, dass das
bisherige Herzogthum Preussen zum Königreich erhoben und der
Fürst desselben König in Preussen sei. Nachdem man Tags darauf
in allen Kirchen Gott um Segen für König und Volk angefleht hatte,
stiftete Friedrich den schwarzen Adlerorden, und am 18. Januar wurde
die Krönung gefeiert. Die Vornehmsten des Landes hatten sich in
dem Krönungssaale versammelt; Alle waren prächtig gekleidet. Um
9 Uhr trat Friedrich in den Saal, in einem mit Gold gestickten Ge-
wände von Scharlach, das mit Diamantknöpfen besetzt war, von wel-
chen jeder 3000 Dukaten kostete. Um seine Schultern hieng der
prachtvolle Königsmantel aus rothem Sammet, auf welchem überall
goldgestickte Kronen und Adler zu sehen waren. Drei grosse, un-
gemein kostbare Diamanten dienten als Knöpfe. Friedrich liess sich
auf dem hiezu errichteten Königsthron nieder, setzte sich die Krone
auf und nahm sodann das goldene Scepter in die rechte und den
Reichsapfel in die linke Hand, worauf ihm alle Anwesenden huldigten.
Nun holte man die Königin ab, welcher der König die Krone auf-
setzte, und als sie sich auf den Thron niedergelassen hatte, empfieng sie
ebenfalls die Huldigung. Darauf bewegte sich der glänzende Zug nach
der Schlosskirche. Der Weg dahin war ganz mit rothem Tuche be-
legt, und zu beiden Seiten standen Soldaten in doppelten Reihen.
Dichtgedrängt stand das Volk; alle Fenster und Dächer waren mit
Menschen besetzt, die mit lautem Jubel das Königspaar begrüssten.
In der Kirche fand unter Gebeten und Gesängen die feierliche Sal-
bung statt, worauf der Zug wieder in das Schloss zurückkehrte. Hier
wurde das Volk mit Braten und Wein bewirthet; man warf goldene
und silberne Münzen, die eigens zum Andenken an diesen Tag ge-
prägt worden waren, unter die jubelnde Menge, und ein grossartiges
Feuerwerk beschloss die Feier dieses merkwürdigen Tages.
So trat also am 18. Januar 1701 das Kurfürstenthum
Brandenburg unter dem Titel Königreich Preussen in die
Reihe der wirklichen Monarchien ein, und Friedrich Iii. als Kur-
fürst erscheint von nun an als Friedrich l., König von Preussen.
Unter seiner Regierung fielen das Fürstenthum Neuenburg und
einige andere Herrschaften in der Schweiz an Preussen. Friedrich
starb im Jahr 1713 und hinterliess den Thron seinem Sohne
Friedrich Wilhelm I., der in vielen Stücken das Gegentheil
seines Vaters war. Er hasste die kostspielige Pracht des Hofes, und
seine Sparsamkeit setzte ihn bald in den Stand, die Schulden, die
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_l. Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I.
59
Ein Jeder hört's, doch Jeder zagt;
Aus Tausenden tritt Keiner vor.
Vergebens durchheulte mit Weib und Kind
Der Zöllner nach Rettung den Sturm und Wind.
Sieh', schlecht und recht ein Bauersmann
Am Wanderstabe schritt daher.
Mit grobem Kittel angethan,
An Wuchs und Antlitz hehr.
Er hörte den Grafen, vernahm sein Wort
Und schaute daö nahe Verderben dort.
Und kühn in Gottes Namen sprang
Er in den nächsten Fischerkahn.
Trotz Wirbel, Sturm und Wogendrang
Kam der Erretter glücklich an.
Doch wehe! Der Nachen war allzuklein,
Der Retter von Allen zugleich zu sein.
Und dreimal zwang er seinen Kahn,
Trotz Wirbel, Sturm und Wogendrang;
Und dreimal kam er glücklich an,
Bis ihm die Rettung ganz gelang.
Kaum kamen die Letzten in sichern Port,
So rollte das letzte Getrümmer fort.
„Hier," rief der Graf, „mein wack'rer Freund,
Hier ist der Preis! Komm her! Nimm hin!"
Sag' an, war das nicht brav gemeint? —
Bei Gott! der Graf trug hohen Sinn;
* Doch höher und himmlischer wahrlich schlug
Das Herz, das der Bauer im Kittel trug.
„Mein Leben ist für Gold nicht feil.
Arm bin ich zwar, doch hab' ich satt.
Dem Zöllner werd' Eu'r Gold zu Theil,
Der Hab' und Gut verloren hat!"
So rief er mit herzlichem Biederton
Und wandte den Rücken und ging davon. Bürger.
67. St. Nikolaus.
St. Nikolaus war ein Bischof; aber er predigte nicht blos
und verrichtete nicht blos die Geschäfte am Altare, sondern er half
Allen, welche der Hülfe bedurften.
Einst ging er am Ufer des Meeres, und da sah er eine arme
Frau, welche mit ihren drei Kindern Muscheln auflas, um damit
ihren Hunger zu stillen. Die Kinder aber waren zu weit gegangen
und versanken plötzlich in ein tiefes Loch. Ibr Jammergeschrei und
das der Mutter erfüllte die Luft; aber außer dem Bischöfe war
Niemand in der Nähe und dieser konnte nicht schwimmen. Allein
der fromme Mann wollte helfen, und wenn es sein eigenes Leben
kostete. In Gottes Namen stürzte er sich in das Wasser, und war
so glücklich, ein Kind nach dem andern herauszuziehen. Gott
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171
findet bei den Häusern Statt. Die öffentlichen Gebäude und die, welche
dem Sultan gehören, find weiß, die der Emire grün und die der andern
Türken roth; die Häuser der Rajahs und der andern Unterthanen endlich
find grau angestrichen. Die Hunde, welche mir bei jedem Schritte haufen-
weise begegneten, waren mir eine widerwärtige Erscheinung; ihre Raee ist
häßlich, der Gestalt und Farbe nach gleichen sie dem Fuchse oder dem
Wolfe. Sie leben in den Gassen ohne Herren, ganz wild und vermehren
sich auf eine beängstigende Weise; doch hat man kein Beispiel, daß die
Tollwuth unter ihnen geherrscht habe. Auf die engen Gaffen folgen von
Zeit zu Zeit unregelmäßige Plätze, die mit Bäumen besetzt find. Ze
mehr ich vorwärts kam, desto außerordentlicher erschien mir das Leben und
die Bewegung; die bevölkertsten Quartiere von Paris geben keinen Be-
griff davon. Ueberall sieht man Buden. Hier werden Sorbets oder
Backwcrk im Schatten einer Platäne verkauft; dort sitzt mit gekreuzten
Beinen ein Steinschneider auf seinem Tische, arbeitet, raucht seine tür-
kische Pfeife und bietet seine wunderlichen Ringe und gestochenen Steine
den Käufern an. Etwas weiter legt ein Pfcifenhändler seine vergoldeten
Köpfe, seine Mundstücke von Bernstein und Porzellanmasse aus; neben
ihm verkauft ein Kupferschmied die sonderbarsten Geräthe. Darauf kommt
man an einen Kaufmann, der Shawls, orientalische Stoffe und alte
Kleider feil hat, und zu einem halbnackten Gärtner, der auf seinen Schul-
tern eine bogenförmige Stange trägt, an deren beiden Enden Körbe mit
Küchengewächsen hängen. Im Anschauen dieses Wirrwarrs wird man
plötzlich fast umgeworfen durch den breiten Kasten eines Citronenhändlers,
zugleich aber ertönt ein klägliches Schreien: es ist ein Verpesteter, ven ein
Lastträger in das nächste Spital schleppt. Man stellt sich mit Entsetzen
auf die Seite, und kaum hat man sich von diesem Schrecken erholt, so
läuft man schon wieder Gefahr, in die Rinne geworfen zu werden, die
mitten in der Gasse fließt; denn eö kommt eine ganze Rotte Esel, die so
mit Bauholz beladen find, daß sie fast die ganze Breite des Raumes ein-
nehmen. Gleich nach ihnen folgen Reiter; dann kommen wieder Kotschis
und Arabas, zwei Arten höchst seltsamer mit Musselin bedeckter Kutschen,
die man gewöhnlich für Frauenzimmer gebraucht und die theils von Pfer-
den , theils von Ochsen gezogen werden. Mit einem Wort: die Straßen
wimmeln von Menschen und Thieren der verschiedensten Art; namentlich
sieht man auch viele Bettler mit zerlumpten Turbanen und Kaftanen, viele
Blinde und Aussätzige. Bussiöre.
20. Derheerungen^dev Pest.
Eine der größten Plagen des türkischen Reiches ist die Pest,
denn oft macht sie die volkreichsten Städte zu Wüsteneien. Bis-
weilen ist die Seuche so allgemein, daß in Städten wie Konstanti-
nopel, nachdem ste vorüber ist, fünfzehn bis zwanzig tausend Menschen
weniger leben. Am heftigsten wüthet sie in den Sommermonaten,
besonders Mai, Junius und Julius, und täglich trägt man dann
ein Paar hundert Todte zur Erde. Oft steigt ihre Anzahl bis zu
vier- und fünfhundert; und jetzt erst fängt man an unruhig zu wer-
den , wenn aber täglich über tausend Menschen hingerafft werden,
dann spricht man ängstlich: es ist eine große Pest!
Derjenige, der davon befallen wird, empstndet einen besonderen
Kopfschmerz; das Kreuz thut ihm wehe und Mattigkeit verbreitet
sich über den ganzen Körper. Bald darauf folgt ein heftiges Fieber,
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vollendet. Der Leichnam des heiligen Bonifacius wurde anfangs
nach Utrecht, dann auf Bitten des Erzbischofs Lullus nach Mainz
gebracht. Da es aber der Wille des Verstorbenen war, zu Fulda
begraben zu werden, und der Abt Sturm deßwegen nach Mainz kam,
um an diesen Willen des Verstorbenen zu erinnern, so wurde der
Leichnam unter der Begleitung unermeßlicher Schaaren von Trauern-
den nach Fulda gebracht und mit der größten Feierlichkeit da bei-
gesetzt, wo jetzt der Haupteingang der Domkirche ist. Hepp.
13. Kavl der Große.
Karl hatte ein ehrfurchtgebietendes A e u ß e r e. Er war sieben
Fuß groß und dabei so stark, daß sein kaiserlicher Ornat einen
Mann unserer Tage zu Boden drücken würde. Auf seiner Stirne,
dem Abbilde seiner hohen und erhabenen Gedanken, thronte Maje-
stät. Sein Angesicht war heiter; er hatte große und lebhafte Augen
und einen durchbohrenden Blick, wenn er zornig war. Sein Gang
war fest, seine durchaus männliche Haltung verkündete den Helden,
den mächtigen Weltbeherrscher.
Obschon Karl bei feierlichen Gelegenheiten, besonders beim
Empfang der Fürsten und Gesandten barbarischer Nationen, mit
einer beinahe morgenländischen Pracht sich umgab, so liebte er doch
für sich die Einfachheit. Seine Kleidung war die vaterländische,
wie der gemeine Franke trug er Wams und Hose von Leinen, dar-
über einen Rock mit seidener Borte eingefaßt. Des Winters deckte
ein Wams von Otterfellen Brust und Schultern. Stets war er
mit einem Schwerte umgürtet, dessen Griff und Wehrgehenk von
Gold war und das ein solches Gewicht hatte, daß ein Mann unserer
Tage es nur mit Mühe heben könnte. Bei festlichen Gelegenheiten
ging er mit einem golddurchwirkten Rocke, in Schuhen mit Edel-
steinen besetzt, in einem Mantel, den eine goldene Spange zusammen-
hielt, und mit einem Diadem von Gold und Edelsteinen geschmückt
einher. — Die eitlen Kleider seiner Umgebung waren dem einfachen
Manne zuwider. Eines Tages lud er seine Hofleute zur Jagd ein
und befahl ihnen, im besten Schmucke zu erscheinen. Es war aber
ein kalter Tag und regnete, heftig, daß es den Eitlen trübselig er-
ging. Als man nach Hause kam, sprach Karl scherzhaft: „Bis
zum Schlafengehen darf keiner seinen Pelz ausziehen, damit sie
besser auf dem Leibe trocknen." Beim Schlafengehen brachen die
gedorrten und zusammengeschrumpften Kleider wie dürres Reis.
Am anderen Morgen mußten sie in denselben Kleidern erscheinen.
Karl ließ nun seinen Schafpelz ausreiben und hinbringen; der hatte
seinen alten Glanz wieder. „Ihr Narren," sprach er, „wo gibt's
wohl ein köstlicheres Pelzwerk und das kostet mich kaum einen Gul-
den, eure dagegen viele Pfund Silbers."
Wie Karl einfach war in der Kleidung, so war er auch mäßig
in Speise und Trank. Die Trunkenheit verabscheute er höchlich.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Franke Karl Karl Karl Karl Karl Karl
207
Diese Gerichte führten mit der Zeit zu großen Mißbräuchen;
denn der Willkühr der Richter war zu große Gewalt eingeräumt. Da
erhoben sich von allen Seiten Klagen, sogar förmliche Verbindungen
gegen dieselben. Erst die Einführung einer besseren Rechtspflege im
sechszehnten Jahrhundert und die festere Begründung der Landeshoheit
der Fürsten beschränkten den furchtbaren Wirkungskreis dieser Gerichte
und ließen sie endlich, als nicht mehr angemessen der vorangeschritte-
nen Bildung der Zeit, völlig untergehen. Welter.
19. Die Schlacht am Hasenbühl bei Göllheim.
Endlich nach einer kurzen Sommernacht und einer noch kürzeren
Ruhe graute der Tag. Es war das Fest Unserer Lieben Frauen in
der Erndte, Mittwoch der 2. Juli des Jahres 1298. Mit dem
ersten Morgenstrahl riefen die Lärmtrompeten in beiden Heeren das
Volk wach, und Jeder erhob sich behend vom Lager und eilte in die
Rüstung. Der verhängnißvolle Tag sollte mit Gott begonnen wer-
den. Die Feld-Capläne bestiegen den Zeltaltar und erflehten, Messe
lesend, den Waffen ihres Königs Heil und Sieg. Alle hörten die
Frühmesse mit Andacht, bei welcher da manch brünstiges Gebet aus
bewegter Brust zum Herrn der Heerschaaren emporstieg. Nach Be-
endigung des Gottesdienstes fassen die Ritter zu Roß; die Knechte
rückten auö ihren Herbergen zum Sammelplätze. Albrechts ließ
seine Hauptleute in einen Ring treten und wiederholte seine schon
in der Nacht gegebenen Weiffungen zur Schlachtordnung. Nachdem
er den Zug geordnet, stieg er zu Roß. Die einfache Ritterrüstung
verhüllte in ihm den König; er wollte, so.zwar den Seinen bekannt,
aber vom Feinde übersehen, der Schlacht beiwohnen. Dagegen
kleidete er mehrere seiner getreuen Lehensleute in den königlichen, mit
dem schwarzen Adler geschmückten Wappenrock, und ließ ihren Streit-
hengsten solche Satteldecken auflegen, in welche ebenfalls der Reichs-
adler gestickt war, um dadurch den Gegner irre zu führen. Sodann ließ
er das Reichsbanner erheben — es war vowrother Farbe mit einem
weißen Kreuze in der Mitte — gab das Zeichen und die Schaaren
rückten aus dem Lager auf den Wiesengrund vor bis zum Hasenbach.
Zu gleicher Zeit, als dies im Lager Albrechts vorging, rüstete
auch Adolph schon seit Sonnenaufgang zum Angriff. Nachdem
seine Leute ebenfalls Messe gehört, bezogen sie aus ihren Herbergen
den bestimmten Sammelplatz. Das Heer zählte nicht über 14,000
Mann, war aber wohlbewaffnet. Die Reisigen und Schildknechte
trugen eiserne Gugelhauben und Waffenkoller von Linnen, mit Hanf
oder alten Wollenlumpen gesteppt, und darüber ein Panzerhemd, aus
eisernen Ringeln gewoben, durch welches kein Pfeil schlagen konnte.
Die Ritter waren in stählerne Harnische, Beinschienen und Eisen-
handschuhe gekleidet, und stählerne Helme, hellglänzend und mit
Albrecht, Sohn des Kaisers Rudolph von Habsburg, kämpfte gegen den
rechtmäßigen deutschen König Adolph von Naffau bei Göllheim in der Rheinpfalz.
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Extrahierte Personennamen: Welter Albrechts Albrechts Albrechts Adolph Albrecht Albrecht Rudolph_von_Habsburg Adolph_von_Naffau
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wenn sie hungert, und aufhören.zu essen, wenn ihnen der Appetit
noch nicht ganz vergangen ist." „Gut," sagte der Arzt, „dies ist daü
wahre Mittel zur dauerhaften Gesundheit; aber dann bin ich auch hier
ganz überflüssig." Er küßte die Erde, beurlaubte sich und zog davon.
Die Kleidung dient zum Schutze und zur Zierde des Leibes.
Sie soll deßhalb der Jahreszeit angemessen sein, im Winter warm,
im Sommer leicht, nie zu enge. Das Kleid sei einfach und dem
Stande anpassend. Thöricht handeln die Eltern, welche ihre Kinder
über Stand und Vermögen kleiden, dadurch verarmen und in den un-
schuldigen Herzen der Kinder Eitelkeit und Hochmuth erzeugen. Den
Kopf halte man kühl und hindere nie die Ausdünstung desselben durch
Pelzmützen. Füße und Unterleib müssen warm gehalten werden.
Jedoch hüte man sich vor allzu warmer Kleidung, weil dadurch die
Haut sehr geschwächt wird. Enge Kleider hindern den Umlauf der
Säfte und des Blutes und bewirken nicht selten Engbrüstigkeit und
andere Uebel.
Die Wohnungen der Menschen müssen dem Lichte und der Luft
den freien Zutritt gestatten, wenn sie gesund sein sollen. Darum
sollen die Zimmer hell und geräumig sein, jeden Tag sorgfältig gerei-
nigt und frische Luft in dieselben eingelassen werden.
Wer gesund bleiben will, muß nicht nur seine Kleider und seine
Wohnung rein erhalten, sondern auch seinen Körper. Der Leib
dünstet stets durch die Poren der Haut aus. Damit nun diese Aus-
dünstungen nicht gehemmt und dadurch Krankheiten erzeugt werden,
wird der vernünftige Mensch sich der größten Reinlichkeit befleißigen.
Auch verlangt es schon die vernünftige Liebe zu unserm Leib, sowie
die Achtung für ihn, das Meisterstück des Schöpfers und die Wohnung
einer unsterblichen Seele, daß wir ihn reinigen. Besonders soll man
die Wäsche: Hemden, Strümpfe u. s. w. oft, zum wenigsten einmal
wöchentlich, wechseln. Ein reinliches Kind wäscht Gesicht, Hals und
Hände jeden Morgen und auch während des Tages, wenn diese
Theile unrein geworden sind. Es spült den Mund mit frischem
Wasser aus, reinigt sich die Zähne, kämmt seine Haare, bürstet sich
die Kleider ab und kommt nur so gereinigt in die Schule. Jedes
Kind muß sich bestreben, dieses selbst zu thun; nur ganz kleine Kinder
bedürfen fremder Hülfe. Im Sommer soll der Leib oft in fließendem
Wasser gereinigt und gestärkt werden; jedoch wird der gehorsame
Knabe sich nie ohne die Erlaubniß se.ner Eltern und Lehrer baden.
Müßiggang ist aller Laster Anfang; A r b e i t dagegen macht fromm
und gesund. Nicht nur der Erwachsene soll arbeiten, sondern auch
das Kind. Das gute, fleißige Kind arbeitet in der Schule und hilft
zu Hause seinen Eltern gerne, so weit seine schwachen Kräfte reichen.
Dadurch wird es vor mancher Thorheit und vor vielen körperlichen
Leiden bewahrt. „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brod
essen," das ist des Menschen Bestimmung, und wer sie erfüllt, der
wird Gottes Segen überall wahrnehmen. Denn die Arbeit stärkt
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